Die neue Netflix-Serie «Adolescence» hat auf der ganzen Welt zu Diskussionen über die Krise der Männlichkeit geführt. Die Serie zeigt in vier Episoden, wie gross der Einfluss der sozialen Medien auf Jugendliche ist und wie einfach man dabei in gefährliche Extreme abrutschen kann. Auch wenn die Serie nicht auf einer realen Begebenheit basiert, gibt es genügend reale Fälle, mit ähnlich schlimmem Ausgang. In der sogenannten «Manosphere» geistert seit Jahren die «Red-Pill-Theory» umher, die genau solche frauenverachtenden Ansätze verbreitet.
Die Manosphere besteht aus Online-Gruppen von Männern, die sich kritisch oder feindselig gegenüber Feminismus und Gleichstellung äussern. Die Bildung dieser Gruppen geschieht etwa auf Reddit, Instagram oder YouTube.
In der Manosphere gibt es verschiedene Untergruppen:
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Das Vorbild für viele dieser Männer ist der Influencer Andrew Tate, der gerade wegen Vergewaltigung, Menschenhandel und der Bildung einer kriminellen Vereinigung zur sexuellen Ausbeutung von Frauen angeklagt ist.
Eine Theorie, die aber fast alle dieser Männer in der Manosphere glauben, ist die «Red-Pill-Theory». Die Red-Pill-Theory stammt aus dem Film «The Matrix». Wenn man dort die rote Pille schluckt, erkennt man die «harte Wahrheit», während einem die blaue Pille erlaubt, ein Leben in bequemer Ungewissheit zu leben. In der Manosphere steht die rote Pille für die Erkenntnis, dass Feminismus die Unterdrückung des Mannes bedeutet. Man hat also die rote Pille geschluckt (Red-Pilling genannt) und erkennt endlich die harte «Wahrheit», wie Frauen ihre Macht ausüben, indem sie sich etwa in die Opferrolle begeben.
Diese Theorie bewirbt auch Andrew Tate in seinen Videos. So ploppen unter Videos, die den Influencer kritisieren, immer wieder Kommentare wie «Escape the Matrix» oder «Ihr seid einfach noch in der Matrix gefangen» auf. Diese Kommentare gibt es auch bei uns auf dem watson Instagram-Account.
Die Menschen, die die Red-Pill-Theory verbreiten, wenden oft, bewusst oder unterbewusst, eine Form von Brainwashing an. Dazu gehören laut verschiedenen Expertinnen und Experten:
All diese Taktiken führen dazu, dass die Red-Pill-Theorie und die damit verbundene Misogynie sich weiter verbreitet. Die Algorithmen auf Social Media führen zudem dazu, dass man sich in diesen hassvollen Gedanken nicht mehr alleine fühlt, da man in eine Bubble mit «Gleichgesinnten» gespült wird. Diese Bedenken äusserte unter anderem die Psychologin Brigitte Temel vom Wiener Institut für Konfliktforschung und fordert, dass Antifeminismus und die damit verbundenen Strömungen ernster genommen werden sollten, da sie der Grund für Femizide und andere Gewalttaten gegenüber Frauen sein können.
Doch die Red-Pill-Theory schadet nicht nur den Frauen, sondern auch den Männern. So reproduziert sie stereotypische Männerbilder und verstärkt die Rollenverteilung, unter denen auch Männer leiden. So werden Männer etwa ermutigt, keine Gefühle mehr zu zeigen, Männer, die anderer Meinung sind, zu hassen und es wird das Bild verstärkt, dass nur einige Männer wertvoll sind, nämlich diese, die bei Frauen landen können und sogenannte «Alphas» sind.
Zudem führt es auch zu immer grösser werdenden Gräben zwischen Männern und Frauen. Denn wächst der Frauenhass, reagieren manche Frauen auch mit Männerhass, sogenannter Misandrie, was dazu führt, dass sie nichts mit Männern zu tun haben wollen, was wiederum das Narrativ verstärkt, dass Männer keine Frauen abbekommen.
Und in der Software-Entwicklung steht "Alpha" für eine unfertige Version, die noch so fehlerhaft ist, dass man sie nicht auf die Kunden loslassen kann.
Daran denk ich gerne, wenn sich eine Person als "Alpha" bezeichnet.
Ich verstehe mich weder als Feminist, noch als Mano-Dingenskirchen, sondern als Humanist.
Ich frage mich nicht, wie ich ein «richtiger Mann» sein kann (der Begriff an sich ist schon Blödsinn). Die eigentliche Frage lautet: Wie bin ich ein guter Mensch. Und das bedeutet, dass ich für alle die gleichen Rechte fordere, egal, was sie zwischen den Beinen haben, wie sie sich fühlen, welche Hautfarbe sie haben, welche Herkunft, etc. pp.
Alles andere trennt uns, statt dass es eint.