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Sinkende Quoten der SRG-Radios betreffen lateinische Schweiz stark

ARCHIVBILD ZUM ANGEKUENDIGTEN STELLENABBAU BEI SRG/SRF --- Das Logo der SRG SSR am Hauptsitz der Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft. Fotografiert am Freitag, 20. September 2024 in Bern. (KE ...
«Die Westschweiz wie auch das Tessin leiden stärker unter der Konkurrenz ausländischer Sender, da es keine Sprachbarriere gibt», sagte ein SRG-Sprecher.Bild: keystone

Sinkende Quoten der SRG-Radios wegen UKW-Abschaltung betreffen lateinische Schweiz stark

13.04.2025, 10:1513.04.2025, 17:35
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Die französische und die italienische Schweiz sind stärker vom Rückgang der Einschaltquoten der SRG-Radiosender seit der UKW-Abschaltung von Anfang 2025 betroffen als die Deutschschweiz. Diese Regionen seien nicht durch die Sprachbarriere geschützt, sagte SRG-Sprecher Nik Leuenberger am Samstag.

«Die Westschweiz wie auch das Tessin leiden stärker unter der Konkurrenz ausländischer Sender, da es keine Sprachbarriere gibt», sagte der SRG-Sprecher im Westschweizer Radio «RTS Première».

Viele französische und italienische Radiosender senden weiterhin über UKW – das Ende der Analogtechnik ist in Frankreich für 2033 geplant. «Wir haben einen Zuwachs von 50'000 Personen in der Westschweiz und 8000 im Tessin, die nun diese Sender hören», sagte Philippe Zahno, Präsident der Radios Régionales Romandes, seinerseits, der am Samstagmorgen ebenfalls beim RTS zu Gast war.

Der relative Schutz des Dialekts

Die Deutschschweiz ist trotz des häufigen Gebrauchs des Dialekts indes nicht verschont geblieben: 80'000 Hörer schalteten auf deutsche oder österreichische UKW-Radios um, aber «das ist verhältnismässig weniger als in den anderen Regionen», so Zahno weiter.

Warum die lateinischen Sender stärker von der Abwanderung betroffen sind, erklärte Leuenberger derweil auch mit der Statistik: «Bei kleinen Stichproben scheinen die Schwankungen sehr stark zu sein.»

Wie reagiert die SRG auf einen solchen Rückgang? Der SRG-Sprecher fuhr fort: «Das ist nicht wirklich eine Überraschung, und es wird Zeit brauchen, bis sich die Situation wieder erholt. Die Digitalisierung ist eine Realität.» Dieser Prozess werde sich noch beschleunigen.

«Der Rückgang der Einschaltquoten der RTS-Radios um ein Viertel hat sich positiv auf die Privatradios ausgewirkt», erklärte indes der Präsident der Radios Régionales Romandes. Dennoch will er nicht den Sieg verkünden, denn «die Situation ist für das gesamte Medium Radio keineswegs gut».

Privatradios rechnen ebenfalls mit Rückgang

Die Radiobranche entschied gemeinsam mit dem Bundesamt für Kommunikation (Bakom), UKW bis spätestens Ende 2026 landesweit abzuschalten. Die SRG hörte bereits Ende 2024 mit der Verbreitung auf UKW auf.

«Wenn wir ein Viertel unserer Hörer verlieren, wird die Werbung einbrechen und Radios schliessen», sagte Zahno im Hinblick auf Ende 2026. Er dankte aber auch der SRG, dass sie insbesondere in technischer Hinsicht eine Vorreiterrolle bei der Umstellung auf DAB+ übernommen habe: «Das gesamte Radio wird heute digital produziert, der letzte Schritt zu den Hörern, die Verbreitung über UKW, blieb dagegen lange analog.»

Auch erinnerte Zahno daran, dass die Nachbarländer der Schweiz sowie weitere europäische Länder den gleichen Weg gehen: Belgien wird 2028 ebenfalls auf DAB+ umstellen, und auch in Deutschland wird in einer Region nach der anderen umgestellt: Im Norden des Landes haben bereits mehrere Bundesländer UKW abgeschaltet.

Norwegen als Vorreiter

Die SRG verfolge die Situation in Norwegen, welches UKW bereits vor zehn Jahren abgeschaltet hat: «Die Hörerzahlen haben sich nach ein bis zwei Jahren wieder ausgeglichen», sagte SRG-Sprecher Leuenberger. Die nächsten Zahlen werden im Sommer erwartet.

In der laufenden Woche war bekannt geworden, dass die Radiosender von RTS nach der Aufgabe von UKW seit Jahresbeginn ein Viertel ihrer Hörerschaft verloren haben. Der Marktanteil der SRG-Radios seit Jahresbeginn weist im Jahresvergleich einen Rückgang von 6 Prozentpunkten auf.

Nach Ablauf des letzten Quartals fiel der Marktanteil der SRG auf 53 gegenüber 41 Prozent der privaten Veranstalter, wie aus den Zahlen der vierteljährlichen MediaPulse-Studie hervorging, die diese Woche veröffentlicht wurde. (sda)

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27 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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The litterbox incident
13.04.2025 11:03registriert März 2025
Bei uns in der Ostschweiz heissen die meistgespielten Lieder auf DAB+ über alle Sender gesehen "Kein Empfang", "No signal" und "Scanning". Wir hören mangels stabilem Empfang praktisch gar kein Radio mehr. Ein Hoch auf den Trottel, der beim Rollout dieser genialen Technologie die Berge vergessen hat.
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vanilla
13.04.2025 10:37registriert Juni 2021
Ich höre im Auto neuerdings Lokalradios und gewöhne mich an die - für meine Ohren - üble Musikauswahl, die oberflächlichen Infos.
Wo immer möglich, empfange ich ausländische Sender, z.B. Deutschlandfunk.
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Strunz und Kunz
13.04.2025 16:36registriert Januar 2024
DAB+ ist ein Armutszeugnis für einen technologischen "Fortschritt". Wenn ich in meiner Wohnung in Basel keinen konstanten Empfang auf DAB+ habe oder im Auto immer wieder Aussetzer, sagt das eigentlich schon alles über diese Technologie aus. Zudem sendet SRF mit 64 kBit/s auf einem Qualitätsniveau, das auf einer Stereoanlage einfach nur schlecht tönt.
Ich höre wieder die deutschen und französischen Sender in Basel. Sie sind problemlos empfangbar. Die SRG und das Bakom kümmert der Verlust der Hörerzahlen nicht. Es wird nur schöngeredet . Arroganz pur, finanziert mit Zwangsgebühren.
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    In der Stadt Bern ist am Samstagvormittag in mehreren Quartieren der Strom während knapp zwei Stunden ausgefallen. Betroffen waren rund 18'000 bis 20'000 Haushalte in den Quartieren Schosshalde, Kirchenfeld und Ostring. Gegen 11:45 Uhr war die grössere Störung wieder behoben.

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