Sport
Eishockey

Diese 7 Geschichten bewegten am gestrigen Hockey-Abend

Joel Henry (ZSC) (links) kaempft gegen Nico Gross (HCD) (rechts) im dritten Playoff Halbfinal Eishockeyspiel der National League zwischen den ZSC Lions und dem HC Davos, am Donnerstag, 3. April 2025,  ...
Spiel 3 zwischen den ZSC Lions und Davos sorgte für einigen Gesprächsstoff.Bild: keystone

Diese 7 Geschichten bewegten am gestrigen Hockey-Abend

Die Playoff-Halbfinals und auch die Ligaqualifikation sorgen bislang für viele Diskussionen. Wir fassen die wichtigsten Szenen von gestern für dich zusammen.
04.04.2025, 13:1604.04.2025, 17:30
Mehr «Sport»

Der Shutout der keiner war

Es war vielleicht die kurioseste Szene des Abends: Das einzige Davoser Tor bei der 1:5-Niederlage des HCD gegen die ZSC Lions schiesst ein Zürcher. Im ersten Drittel ist eine Strafe gegen Andres Ambühl angezeigt und ZSC-Goalie Hrubec verlässt standesgemäss sein Tor, um einem sechsten Feldspieler Platz zu machen. Mit dieser Überzahl spielen die Zürcher Davos aber eben auch sich selbst müde. Als Jesper Frödén von hinter dem Tor zu Yannick Zehnder im Slot passen will, verpasst dieser die Scheibe. Der Puck gleitet mit ordentlich Tempo voll aufs Zürcher Tor zu, die ZSC-Verteidiger können den Treffer in den eigenen Kasten nicht mehr verhindern.

Animiertes GIFGIF abspielen
Frödén trifft ins eigene Tor.Bild: mysports

Dieser verrückte Treffer zieht einen Rattenschwanz an Kuriositäten mit sich. Da ist etwa der Torschütze: Andres Ambühl war als letzter Davoser vor der angezeigten Strafe am Puck. Der HCD-Routinier wird also als offizieller Torschütze angegeben, sass nach «seinem» Tor aber direkt auch noch die Strafe ab. Ambühl beendet nach dieser Saison seine glorreiche Karriere. Es ist also gut möglich, dass das allerletzte Tor des 41-Jährigen eines ist, das er nicht selbst erzielt hat.

KEYPIX - Das 1:1 Tor von Andres Ambuehl (HCD) im dritten Playoff Halbfinal Eishockeyspiel der National League zwischen den ZSC Lions und dem HC Davos, am Donnerstag, 3. April 2025, in der Swiss Life A ...
Ist das das letzte Tor in der 25-jährigen Profi-Karriere von Andres Ambühl? Bild: keystone

Auf der anderen Seite ist ZSC-Goalie Simon Hrubec. Der Tscheche muss sich in seinen ganzen 60 Minuten Einsatzzeit nie bezwingen lassen – beim einzigen HCD-Tor steht er ja nicht zwischen den Pfosten. Und trotzdem darf er sich am Schluss keinen Shutout notieren lassen.

Es ist ein statistisches Kuriosum: Anders als wenn ein Trainer kurz vor Schluss den Goalie rausnimmt, um einen Rückstand aufzuholen, fliesst die Torhüter-Absenz bei angezeigten Strafen offiziell aufs Matchblatt ein. Ein klassischer Empty-Netter zählt in der Statistik nicht als Schuss auf oder Gegentor für den herausgeholten Goalie. Hier hat Hrubec am Ende des Spiels in der Statistik aber ein Gegentor und somit nur eine Fangquote 95,24 Prozent. Trotzdem wurde der Torhüter zum besten Spieler der Lions gewählt.

ZSC vs. HCD: Die Statistik von Simon Hrubec.
Kein Shutout: Die offizielle Statistik auf dem gestrigen Matchblatt.Bild: screenshot national league

Tor oder nicht Tor, das ist hier die Frage?

Und auch ein anderes Tor sorgte in der Swiss Life Arena in Zürich für grosse Diskussionen: das 3:1 der ZSC Lions durch Derek Grant. Der Zürcher Stürmer lenkte den Puck ab, der kullerte dann an HCD-Goalie Sandro Aeschlimann vorbei in Richtung Torlinie und wurde von diesem mit einem Akt der Verzweiflung noch weggewischt. Doch war der Puck über der Linie? Auf dem Eis entschieden die Schiedsrichter auf kein Tor und gingen dann zum Videostudium. Nach langen Minuten der Analyse gaben die Unparteiischen den Treffer.

Und hier scheiden sich die Geister. Die ZSC-Fans jubelten sowieso bei jeder Wiederholung, weil sie sich sicher waren, dass der Puck hinter der Linie war. Die HCD-Fans dagegen argumentieren, dass es für einen Umstoss des Entscheids auf dem Eis eine klare Beweislage bräuchte, und diese sei hier nicht vorhanden.

Es stimmt, es gibt keine Kamera-Einstellung, in der man den Puck komplett hinter der Linie sieht. Und trotzdem ist die Beweislage ausreichend. Warum? Eine Erklärung in drei Bildern.

ZSC Lions vs. HC Davos: Tor oder nicht von Derek Grant? Teil 1.
Möglicherweise ist der Puck in diesem Moment schon über der Linie, doch der Kamerawinkel aus dieser Einstellung kann auch täuschen.Bild: screenshot mysports
ZSC Lions vs. HC Davos: Tor oder nicht von Derek Grant? Teil 2.
Das nächste Frame aus der gleichen Einstellung zeigt, dass Aeschlimann den Puck mit der Fanghand bedecktBild: screenshot mysports
ZSC Lions vs. HC Davos: Tor oder nicht von Derek Grant? Teil 3.
Die Übertor-Kamera vom gleichen Moment zeigt, dass sich Aeschlimanns Fanghand zu diesem Zeitpunkt komplett hinter der Linie befindet. Daraus dürfen die Schiedsrichter schliessen, dass der Puck, der sich unter der Fanghand befindet, die Linie ebenfalls komplett überquert hat.Bild: screenshot mysports

Und dann gibt es noch den interessanten Fall der Kamera im Tor. Es gibt ein Bild eines Fotografen, mit dieser In-Tor-Kamera, das zeigt, dass der Puck tatsächlich die hintere rote Linie berührt und damit vollends hinter der Torlinie war.

ZSC Lions vs. HC Davos: Puck hinter der Linie? Dieses Bild zeigt es.
Im MySports-Studio zeigten sie die Bilder-Serie des Fotografen.Bild: screenshot mysports

Doch warum kommt diese Kameraeinstellung nicht im TV zum Einsatz, damit sie die Schiedsrichter auch für den Videobeweis nutzen können? MySports-Moderator Jann Billeter erklärt im Studio: «Es gibt in der Eishockey-Schweiz genau zwei Tore, die die entsprechende Technik installiert haben, damit die TV-Bilder in ausreichender Qualität per Funk übertragen werden können. Das ist eine Kostenfrage, weil es immer auch einen separaten Techniker braucht. Im Final kommen diese dann auch in der TV-Übertragung zum Einsatz.» Dass das im Halbfinal noch nicht so ist, ist am Ende eine Fairness-Frage. Da es nur zwei solcher Tore gibt, könnte nur in einem der beiden Spiele diese zusätzliche Einstellung als Videobeweis genutzt werden. Das geht dann natürlich nicht.

Tor oder kein Tor?
An dieser Umfrage haben insgesamt 2453 Personen teilgenommen

Eine Faust für vorzeitigen Feierabend

Und noch eine dritte, viel beachtete Szene aus Spiel 3 zwischen dem ZSC und Davos. Gegen Ende des Mitteldrittels kommt es zu einer Rangelei zwischen ZSC-Stürmer Chris Baltisberger und HCD-Haudegen Brendan Lemieux. Als letzterer versucht, Baltisberger einen Schlag zu verpassen, trifft er nicht nur den Zürcher, sondern eben auch Linienrichter Dominik Altmann, der seinen Job ausübt und versucht, die beiden Streithähne zu trennen.

ZSC Lions vs. HC Davos: Brendan Lemieux trifft den Linienrichter.
Lemieux trifft Linienrichter Altmann am Kinn.Bild: screenshot mysports

Altmann geht zu Boden und kann das Spiel nach der zweiten Drittelspause nicht mehr fortsetzen. Auch Lemieux hat frühzeitig Feierabend, er wird für das Vergehen mit einer Spieldauer-Disziplinarstrafe unter die Dusche geschickt. Der HCD-Import bezeichnet die Aktion später gegenüber Blick als Unfall: «Ich weiss, das will niemand sehen. Die Refs machen ihren Job. Es war einfach eine unglückliche Position, das passiert manchmal.»

Gegen Lemieux wurde ein Verfahren eröffnet und eine provisorische Sperre ausgesprochen. Der geneigte Hockey-Fan wird jetzt fragen: Moment, das gibt eine Sperre und der Crosscheck von Gavin Bayreuther in den Rücken eines anderen Linienrichters nicht? Ja. Der Unterschied ist, dass gegen Lemieux schon auf dem Eis eine Strafe ausgesprochen wurde. Somit wird der Fall direkt dem Einzelrichter übermittelt und das stark in die Kritik geratene Sounding Board mit Ryan Gardner als Player Safety Officer, Marc Reichert als Vertreter der Spielergewerkschaft und Philipp Rytz als Vertreter der Schiedsrichter kommt nicht zum Einsatz.

Ikone lässt Fribourg träumen

Ausgerechnet er! Julien Sprunger schiesst Fribourg-Gottéron in der Halbfinalserie gegen Lausanne wieder in Führung. Der 39-jährige Captain lässt die Drachen in seiner 22. Saison bei seinem Stammklub von der ersten Finalteilnahme seit 2013 träumen.

Sprunger, der seinen Vertrag bei Fribourg im vergangenen Dezember nochmals um eine weitere Saison verlängert hat, blüht in diesen Playoffs plötzlich wieder auf. Nachdem er die Regular Season mit 13 Toren in 52 Spielen beendet hatte, hat er nach 10 Playoff-Partien bereits drei Tore und einen halben Punkt pro Spiel auf dem Konto. Wenn er so die verletzungsbedingte Absenz von Topskorer Lucas Wallmark etwas abfangen kann, wäre das für Gottéron natürlich Gold wert.

Plötzlich eine Auswärts-Serie

Lausanne steht dagegen plötzlich vor einer verkehrten Ausgangslage. Nachdem sie im Viertelfinal gegen Langnau eine Serie über sieben Spiele erlebt hatten, in der immer das Heimteam gewinnen konnte, haben sie nun zum zweiten Mal in Folge zuhause verloren und der einzige Sieg der Serie feierte Lausanne in der Fremde.

Und der Sieg der Freiburger ist nicht gestohlen. Lausanne startet besser in die Partie, doch je länger das Spiel dauert, desto mehr kriegt Gottéron die Oberhand. Nun ist Lausanne gefordert. Die Waadtländer müssen am Samstag in Fribourg ebenfalls einen weiteren Auswärtssieg nachlegen, ansonsten droht ihnen die zweite Finalqualifikation in Folge zu entgleiten.

Visps verspielte Chance

Zwischenzeitlich hat der EHC Visp den HC Ajoie schon mächtig ins Schwitzen gebracht. Nach 14 Minuten führen die Walliser in Spiel 2 der Ligaqualifikation bereits mit 3:0. Mit der Niederlage aus der ersten Partie hat Ajoie so plötzlich die Realität des Abstiegs vor Augen. Doch dann folgt die entscheidende Szene: Reto Schmutz bringt die Jurassier kurz vor der ersten Pause wieder heran.

Head Coach Heinz Ehlers (EHCV) und seine Spieler beobachten das Spielgeschehen im zweiten Spiel der League Qualification der Eishockey National League zwischen dem EHC Visp und HC Ajoie, am Donnerstag ...
Für einmal hat der Ehlers-Beton nicht gehalten.Bild: keystone

Der Ehlers-Beton in Visp beginnt zu bröckeln und fällt dann kurz nach Spielhälfte komplett auseinander. Joel Scheidegger und Jonathan Hazen gleichen die Partie mit einem Doppelschlag innert 71 Sekunden aus. Zwar kann Visp später auf den zwischenzeitlichen 3:4-Rückstand nochmals reagieren, doch in der Verlängerung holt sich Ajoie das wichtige Rebreak.

Bemitleidenswerter Eismeister

Nein, wir meinen nicht unseren Hof-Kolumnisten Klaus Zaugg, sondern die Zamboni-Fahrer in Visp und Ajoie. Beide bisherige Partien in der Ligaqualifikation gehen in die Verlängerung, bei Spiel 1 braucht es sogar deren drei. Doch dann geht es meistens schnell. Am Dienstag bei Ajoie dauert es nach der fünften Pause nur 53 Sekunden, bis das entscheidende Tor fällt. Gestern in Visp ist die Partie schon nach 20 Sekunden in der ersten Verlängerung vorbei.

Und die Zamboni-Fahrer, die in der Pause zuvor mit grosser Sorgfältigkeit das Eis nochmals gereinigt haben, so:

Animiertes GIFGIF abspielen
Bild: giphy
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
HCD, SCB, ZSC und? Diese Klubs wurden schon Schweizer Hockey-Meister
1 / 13
HCD, SCB, ZSC und? Diese Klubs wurden schon Schweizer Hockey-Meister
HC Davos: 31 Titel, 6 seit 1986; zuletzt Meister: 2015.
quelle: keystone / ennio leanza
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Despacito mit Eishockey-Spielern
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
33 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Thomas Meister
04.04.2025 16:30registriert April 2019
Glasklares Tor! Man sieht dass der Puck über die Linie geht und dann verdeckt wird. Allerdings ist der Winkel ungünstig. Also kommt die Kamera von oben und da ist die ganze Fanghand HINTER der Linie. Wenn es kein Tor sein sollte, wo genau ist dann der Puck hin? In Luft aufgelöst? Wäre ein Teil der Fanghand vor der Linie hätten sie den Treffer nicht gegeben. Und der Faustschlag ist unglücklich aber er ist da. Baltisberger wurde für weniger gesperrt. Und auch da war es unglücklich und keine Absicht. Man kann es drehen und wenden wie man will, in Spiel 1 und 3 war Zürich eine Klasse besser!
276
Melden
Zum Kommentar
33
    Söderling haut Nadal raus und ebnet Federer den Weg zum Karriere-Grand-Slam
    31. Mai 2009: Im Achtelfinal der French Open geschieht Historisches. Robin Söderling, die Weltnummer 25, schlägt den vierfachen Titelträger Rafael Nadal, der bis dahin in 31 Spielen bei den French Open unbesiegt blieb.

    Deutlicher könnte die Ausgangslage kaum sein: Der topgesetzte Rafael Nadal trifft im Achtelfinale der French Open auf die Weltnummer 25, Robin Söderling aus Schweden.

    Zur Story
    OSZAR »